Mit­tel­stand will Kul­tur­wan­del in Behörden

Mit krea­ti­ven Wort­schöp­fun­gen soll ein Ruck in Deutsch­land erzeugt wer­den, doch der bleibt schon im Ansatz in der behörd­li­chen Büro­kra­tie hän­gen. Füh­ren­de Selb­stän­di­gen- und Mit­tel­stands­ver­bän­de for­dern des­halb einen Kul­tur­wan­del der öffent­li­chen Hand: Weg vom Ver­hin­dern und hin zum Möglichmachen!

Schnel­ler, moder­ner und siche­rer möch­te Bun­des­kanz­ler Olaf Scholz das Land machen und schlägt dafür einen par­tei­über­grei­fen­den, gemein­sa­men Pakt vor. Es bleibt zu befürch­ten, dass die­ser von ihm benann­te ‚Deutsch­land-Pakt‘ eine eben­so lee­re Wort­hül­se bleibt, wie die ‚Zei­ten­wen­de‘ und der ‚Dop­pel­wumms‘, denn lei­der ist Scholz bis jetzt schul­dig geblie­ben, wie er sei­ne Zie­le errei­chen will.

Ingolf F. Brau­ner, die poli­ti­sche Stim­me von mib – Mit­tel­stand in Bay­ern e.V., kom­men­tiert die Absicht des Kanz­lers: „Es genügt nicht, ver­bal aufs Gas­pe­dal zu tre­ten, wenn nicht gleich­zei­tig die Hand­brem­se gelöst wird“. Die­se Hand­brem­se ist nach sei­ner Ansicht der Drang zur Über­re­gu­lie­rung und Büro­kra­tie. Der Kanz­ler möch­te die Lauf­zeit von Geneh­mi­gungs­pro­zes­sen von drei Jah­ren auf drei Mona­te redu­zie­ren, nach Mei­nung Brau­ners man­gelt es schon hier an der Moti­va­ti­on: „Die Wirt­schaft wür­de sich digi­ta­le Pro­zes­se wün­schen, die in drei Tagen ent­schie­den wer­den. Wenn für Büro­kra­tie­kos­ten das Ver­ur­sa­cher­prin­zip ein­ge­führt wür­de, könn­te die­ses Ziel schnell erreicht sein. Vor­aus­set­zung wäre ein neu­es Den­ken, ein Kul­tur­wan­del in Deutsch­lands Amtsstuben“.

Wir brau­chen eine Büro­kra­tie­brem­se. Pla­nungs- und Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren müs­sen wei­ter beschleu­nigt wer­den. Hier kann man von posi­ti­ven Bei­spie­len ler­nen, auch aus dem Aus­land, und die­se in ande­re Berei­che trans­por­tie­ren. Vor allem im Ver­kehr, Bau und bei digi­ta­len Infra­struk­tu­ren muss das zum Tra­gen kom­men. Lei­der gibt es sol­che Beschleu­ni­gungs­ver­fah­ren viel zu sel­ten. Höhe­re Kos­ten, mehr Büro­kra­tie oder Ein­schrän­kun­gen von Fle­xi­bi­li­tät müs­sen unbe­dingt ver­hin­dert werden.

Wenn wir das The­ma Büro­kra­tie wirk­lich ange­hen wol­len, wird es nicht gelin­gen, in dem eine Richt­li­nie durch zwei ande­re ersetzt wer­den. Es muss sich die Stra­te­gie und das Han­deln auch in den Behör­den ändern, hin zu schnel­len posi­ti­ven Beschei­den und weg von lan­gen Prüf­ma­ra­thons. Tat­säch­lich zeigt die Erfah­rung schon seit Jah­ren, dass die zag­haf­ten Ent­bü­ro­kra­ti­sie­rungs­maß­nah­men schnel­ler durch neue Geset­zes­fes­seln über­holt wer­den, als sie selbst Ver­bes­se­rung schaf­fen“, so Lilia­na Gat­te­rer vom Bund der Selb­stän­di­gen Rhein­land-Pfalz & Saar­land e.V.

Andy Keck, Gene­ral­se­kre­tär des Bund der Selb­stän­di­gen Deutsch­land e.V. und Prä­si­dent des Ger­man Mit­tel­stand e.V., sieht das eben­so: „Beam­tin­nen und Beam­te brau­chen neue stra­te­gi­sche Leit­li­ni­en. Ver­schlan­ken, ver­bes­sern und inno­vie­ren müs­sen sich in den Behör­den loh­nen. Wie in der Wirt­schaft, kön­nen dafür Incen­ti­ves und ande­re Moti­va­ti­ons­hil­fen ein­ge­setzt wer­den. Unser Ziel muss sein, die Ver­wal­tungs- und Per­so­nal­kos­ten durch Ver­schlan­kung der Pro­zes­se, Auto­ma­ti­sie­rung und Digi­ta­li­sie­rung in jedem Jahr um 15% zu sen­ken. Ein­zi­ge Aus­nah­me davon soll­ten Pro­jek­te sein, die nach­weis­lich die Behör­den­ef­fi­zi­enz steigern.

Von so kla­ren Ziel­set­zun­gen sind der Bun­des­kanz­ler und sei­ne Mann­schaft nach Ansicht der Ver­bän­de­ar­beits­ge­mein­schaft noch weit ent­fernt. Sie for­dert: „Die Zei­ten­wen­de muss im Bun­des­kanz­ler­amt und in den Minis­te­ri­en begin­nen, dann wird sich der Dop­pel­wumms auch in Län­dern und Kom­mu­nen bemerk­bar machen und die Basis für einen Schul­ter­schluss im Deutsch­land-Pakt zwi­schen Wirt­schaft, Bevöl­ke­rung und Staat bilden.“

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